Special Newsletter Angola-Besuch

Newsletter – Angola-Besuch

Hallo ihr Lieben!

Heute möchte ich euch von meinem Angola-Besuch erzählen. Open Arms unterstützt ja das Projekt «Nova Chance» in Luanda, Angola, das sich für Strassen- und Favelakinder einsetzt, seit vielen Jahren. Und jedes Mal, wenn ich es wieder einmal besuche, bin ich zutiefst bewegt von dieser Arbeit und der Liebe, die die freiwilligen Mitarbeiter zu diesen Kids haben. Und jedes Mal fällt es mir danach gar nicht schwer, einen Spendenaufruf für Angola zu machen, weil ich gar nicht anders kann. Es ist eine Sache, von der Not dieser Kinder zu hören, es ist eine ganz andere, die Kinder zu sehen, ihr Lachen zu sehen, ihre Augen, ihre Lebensfreude. Keine halbe Stunde, nachdem ich zusammen mit Bila in Luanda gelandet war, stand ich bereits mitten auf der Strasse, umringt von Strassenkindern, die mich teilweise sogar noch mit Namen kannten und strahlten, als sie mich sahen! Die Strassenkinder waren mein Begrüssungskomitee! Es wurden ein paar sehr intensive und unglaublich eindrückliche Tage.

Wir besuchten verschiedene Gruppen von Strassenkindern, brachten ihnen zu essen, versorgten ihre Wunden, redeten mit ihnen und schnitten ihnen die Haare. Was mir dieses Mal besonders auffiel, war, dass es viel mehr Mädchen und viel mehr kleine Kinder auf der Strasse hatte. Die erste Gruppe, die wir besuchten, lebt fast unmittelbar neben dem Flughafen. Sie schnüffeln nicht wie die Strassenkinder in Brasilien Schusterleim, sondern Kerosin! Sie füllen es in leere Plastikflaschen, halten es sich an den Mund und ziehen die Dämpfe tief ein. Bei manchen Kindergruppen waren alle wie betrunken vom Schnüffeln und man konnte kaum verstehen, was sie sagen. Eine Gruppe gab es, die extrem aggressiv war. Es waren vielleicht fünfzehn Jungs und Mädchen im Teeniealter, die sich hinter einem verlassenen Schulgebäude eingenistet haben. Wir hatten 2dl Getränkeflaschen dabei und gaben jedem eine. Dabei kam ein Junge zu kurz, und innerhalb von Sekunden kam es zu einem heftigen Streit. Alle gingen aufeinander los, und hätten Bila und sein Team die Jugendlichen nicht auseinandergerissen, hätte es übel geendet. Später sagte mir Bila, das Gewaltpotential dieser Gruppe wäre extrem hoch. Auch bei anderen Strassenkindern fielen mir immer wieder ihre üblen Narben oder offenen Wunden an Kopf und Beinen auf. Einem fehlte der vordere Schneidezahn, und er beklagte sich über Schmerzen. «Was ist passiert?», fragte ich ihn. «Ein Unfall», antwortete er. «Du meinst, jemand hat dich verprügelt?», hakte ich nach. Ein Nicken bestätigte meine Vermutung. Es ist schon krass, wie diese Kids miteinander umgehen und sich wegen kleinster Meinungsveschiedenheiten im wahrsten Sinne des Wortes die Köpfe einschlagen.

Zwei eindrückliche Begegnungen

Zwei Begegnungen stachen für mich dieses Jahr besonders heraus. Bei der Gruppe hinter dem Schulhaus war auch ein 16-jähriges Mädchen namens Bruna. Sie ist taubstumm und hat ein zwei Wochen altes Baby, das nun mit ihr auf der Strasse lebt. Der Vater des Kindes ist irgendein Strassenjunge, von dem sie aber nicht weiss, wo er jetzt ist. Nach Hause kann oder will sie nicht. Den Grund haben wir nicht herausgefunden. Als wir sie nach dem Namen des Babys fragten, rollte sie den linken Ärmel ihrer Jacke hoch und deutete auf das Tattoo an ihrem Arm: «Amor», Liebe. So heisst die Kleine. Wir gaben ihr etwas Geld, um für das Baby zu essen zu kaufen. Viel mehr konnten wir nicht für sie tun. Es gibt nirgendwo in Luanda einen Ort für junge Mütter in Not. Wir können nur beten, dass Gott seine Hand über Bruna und Amor halten wird.

Die zweite Begegnung war am Abend meiner Abreise, als wir eine Gruppe von Strassenkindern besuchten, bevor ich zum Flughafen musste. Auch hier waren viele zugedröhnt mit Kerosin. Einige der Gruppe erinnerten sich noch an mich. Ein Achtzehnjähriger namens Tonilson, ein Kerosinfläschchen in der Hand, kam auf mich zu und bat mich, ob er nicht zu uns ins Projekt kommen dürfe. Ich erklärte ihm, er wäre leider schon zu alt dafür. Dann fragte ich ihn etwas über sein Leben aus und fand heraus, dass er Feuerwehrmann werden wolle, doch sein Stiefvater hätte ihn fortgejagt, und seither lebe er auf der Strasse. «Siehst du den Jungen da drüben?», sagte ich ihm und deutete auf einen der vier ehemaligen Strassenjungen, der seit nunmehr sechs Jahren im Projekt lebt und immer mitgeht, wenn das Team die Kids auf der Strasse besucht. «Er heisst gleich wie du: Tonilson. Er hat früher auch hier gelebt, genau wie du.» «Ja, wir haben hier zusammen gelebt», mischte sich ein anderer Strassenjunge namens Luiz ein. Tonilson gesellte sich dazu und sagte den beiden: «Ich sage euch: Ihr könnt es schaffen, so wie ich es geschafft habe. Ich will es nicht beschönigen: Es wird nicht leicht sein, überhaupt nicht. Ihr müsst vor allem mit den Drogen aufhören, und ihr braucht einen starken Willen. Aber ihr könnt es schaffen!»

Anschliessend erzählte ich dem Strassenjungen Tonilson die Geschichte von Josef in der Bibel und wie hart es für ihn gewesen war, nicht aufzugeben, obwohl ihm nichts als Böses widerfahren war, verkauft von den eigenen Brüdern in ein fremdes Land, versklavt, im Gefängnis, ohne etwas getan zu haben. Und dennoch hielt er an Gott fest, bis Gott ihn erhöhte und zur rechten Hand des Pharao machte. «Gib nicht auf!», sagte ich ihm. «Sei wie Josef! Ja, es ist im Moment hart und du siehst keinen Ausweg, doch Gott hat Josef geholfen und er wird auch dir helfen! Ich weiss es! Bitte ihn, dass er dir hilft, und er wird es tun!»

Je mehr ich ihm Mut machte, nach Hause zu gehen, die Schule fertigzumachen und seinen Traum wieder aufzugreifen, Feuerwehrmann zu werden, desto mehr hellte sich sein Gesicht auf. Schliesslich schmiss er das Fläschchen mit Kerosin bewusst zu Boden und meinte: «Du hast Recht. Das Zeug brauch ich nicht. Ich brauche nur Gott! Danke, dass du mit mir geredet hast!» Dann ging er weg, ein Leuchten in den vorher so erloschenen Augen. Ich weiss nicht, ob ich ihn jemals wiedersehe, aber ich weiss, dass Gott an diesem Abend in sein Herz gesprochen hat und ich bete, dass er seinen Weg findet.

Im Projekt und der Favela

Nebst den Besuchen bei den Strassenkindern war ich natürlich auch im Projekt selbst. Hier leben vier ehemalige Strassenjungs, und tagsüber besuchen 160 Favelakinder die Schulnachhilfe. Zur Zeit waren allerdings Ferien, so dass kein Unterricht stattfand. Doch, weil ich gekommen war, organisierte das Team ein kleines Fest mit Film und Popcorn, und als ich das Projekt betrat, wurde ich mit stürmischem Klatschen begrüsst. «Lasst uns zusammen singen!», meinte Bila spontan. «Welches ist euer Lieblingslied?» «Meu Pai!», rief José. «Tu me sondas!», rief Mirjam. Ich war baff: Das sind zwei meiner eigenen Lieder! Diese Lieder habe ich damals in Brasilien geschrieben! Offenbar hatte Kiala, der als Hausvater im Projekt wohnt, den Kids meine CD abgespielt, und nun wünschten sie sich tatsächlich meine Lieder. «Tu me sondas» ist der gesamte Psalm 139 als Lied, und ich konnte es kaum glauben, als die Kinder ihn aus voller Kehle und komplett auswendig zu singen begannen. Es war so bewegend für mich zu sehen und zu hören, wie der Psalm 139, in meine Worte und meine Melodie gekleidet, aus 100 Kinderkehlen erklang und den gesamten Vorhof erfüllte. Wow! Mir kamen tatsächlich beinahe die Tränen, so gerührt war ich, echt wahr!

Später besuchten wir die Familien der Kinder in der Favela, dem Armenviertel, und übergaben Vater, Mutter oder Grossmutter ein Pack Reis mit Bohnen und beteten für sie. Diese Kinder leben in sehr ärmlichen Verhältnissen, und nicht alle können die Schule besuchen, da die Schule Geld kostet. Einige essen nicht jeden Tag, da einfach kein Essen da ist. Die Eltern, die wir antrafen, waren allesamt unglaublich dankbar für «Nova Chance» und betonten, sie wären so froh, dass ihre Kinder dort gratis Schulnachhilfe bekommen anstatt sich auf der Strasse herumzutreiben.

Spendenaufruf Angola

Mein Besuch bei «Nova Chance» Angola war kurz und intensiv, und mein Herz brennt wieder ganz neu für diese Kinder dort. Ich wünschte echt, wir könnten das Projekt noch viel mehr finanziell unterstützen als wir es tun. Und da kommst du ins Spiel: Wenn es dir in irgendeiner Form möglich ist, vielleicht sogar monatlich, einen kleinen oder grösseren Betrag für Angola zu spenden, wäre das einfach absolut genial! Bisher kommen nicht sehr viele Spenden für Angola rein, aber das kann sich ja ändern! Und ich sage dir: dieses Geld verändert wirklich das Leben von so vielen Kindern! Dein Beitrag bewirkt etwas! Darum: Vielen vielen herzlichen Dank für alles, was du gibst! Schreib bei deiner Spende einfach «Angola» dazu, damit wir es gleich zuordnen können.

Ich hätte noch viel mehr zu erzählen, von meiner geplanten Frühjahrstournee mit vielen neuen Themen, von den vielen unglaublichen Rückmeldungen zu den Videoinputs unserer Internet-Church, vom Online-Vergebungsseminar oder dem geplanten Schreib-, Mal- und Songwritingcamp nächste Ostern. Aber dazu findest du alle Infos auf www.openarms.ch und ich schreibe im nächsten Freundesbrief mehr darüber. Vielen Dank auch hier für all deine Spenden! Auch hier sind wir als Open Arms einfach auf deine finanzielle Unterstützung angewiesen und soooo unendlich dankbar für alles, was du gibst. Deine Spende, egal wie hoch sie auch sein mag, verändert Leben! Wenn es dir irgend möglich ist, gib auch weiterhin, damit wir unsere vielfältigen Dienste auch in Zukunft anbieten können. Vielen herzlichen Dank dafür! Die Bankinformationen findest du online unter «Spenden». In der Schweiz sind die Spenden sogar steuerabzugsberechtigt.

Und nun wünsche ich dir einen wunder wunderbaren Sommer und viele inspirierende Momente mit unserem genialen Gott!

Mit Power & Love

Damaris Kofmehl